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Grounded Theory vs. Dokumentarische Methode
Posted by Deleted User on 27/02/2018 at 21:34Liebes Forum,
im Rahmen meines Forschungsvorhabens möchte ich narrative Interviews zu Wohnbiographie und Leben im Stadtquartier mit AnwohnerInnen führen und überlege daher auch, welche Auswertungsmethode in Frage kommt. Ich liebäugle sowohl mit der Grounded Theory als auch mit der Dokumentarischen Methode. Auch nach umfassender Recherche zu Vor- und Nachteilen beider Methoden fällt mir eine Entscheidung schwer. An der GT gefällt mir besonders die offene Haltung gegenüber dem zu erforschenden Phänomen; an der DM die textnahen Analyseschritte. Ich bin hin-und hergerissen.
Habt ihr eventuelle auch beide Methoden gegeneinander abgewogen? Was war der ausschlaggebende Punkt bei der Wahl dieser Auswertungsmethode? Oder gehen GT und DM vielleicht sogar irgendwie zusammen?
Rudolf Schmitt replied 3 years, 9 months aktiv. 4 Members · 6 Replies -
6 Replies
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Hallo, die Frage stellen wir uns im Projekt auch gerade und ich weiß auch noch keine Antwort. Das würde mich sehr interessieren, ob es da Kriterien gibt!
LG Marilena von Köppen
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Liebe Frau Schiemann,
mir fehlt in Ihrer Darstellung oben ein wichtiges Kriterium zur Entscheidung, welche Auswertungsmethode sinnvoll ist: Ihre Forschungsfrage. Was wollen Sie denn wissen oder erreichen? Die Grounded Theory-Methodologie (wenn man sie nicht auf eine bloße Auswertungsmethode verkürzt, was ihr nicht gerecht wird) zielt auf eine Theorie des Phänomens, seiner Bedingungen, Umstände und inneren Zusammenhänge. Die dokumentarische Methode zielt auf Typen und Muster konjunktiven Wissens. Eventuell wollen Sie etwas ganz anderes erforschen / entwickeln und beide passen nicht 😉 Auf jeden Fall ist die Entscheidung nicht auf das „Gefallen“ am Handwerk der jeweiligen Methoden zu reduzieren, damit beschädigen Sie unter Umständen Ihr Erkenntnisinteresse …
Klärt das?
MIt freundlichem Gruß:
rudolf schmitt
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Hallo zusammen,
die Frage nach der richtigen Methode für mein Promotionsvorhaben beschäftigt mich derzeit auch.
Vor dem Hintergrund meines Erkenntnisinteresses – die Herausarbeitung, mit welchen Argumenten die Entwicklung sozialer Roboter für den Bildungskontext begründet und legitimiert wird – lautet meine (aktuelle) Forschungsfrage: Auf Basis welcher (impliziten) Annahmen / (kollektiven) Orientierungen / Leitbilder entwickeln Roboter*innen soziale Roboter für den Bildungskontext?
Untergeordnete Fragen, die ich mitbeantworten möchte, sind: Wie wird vor dem Hintergrund dieser (impliziten) Annahmen / (kollektiven) Orientierungen / Leitbilder Kind-Roboter-Interaktion gestaltet? Und – im Sinne von werte- und sozialverträglicher Technikgestaltung: Welche Werte werden in diesen impliziten und expliziten) Annahmen / (kollektiven) Orientierungen / Leitbildern ersichtlich?
Die Klammern () ergeben sich durch die unterschiedlichen Begrifflichkeiten, welche die unterschiedlichen Methoden verwenden. Beschäftigt habe ich mich bisher mit der (1) Grounded Theory, (2) Dokumentarischen Methode und dem (3) Technology Assessment.
Mir scheint, dass es bei der (1) Grounded Theory darum geht, eine Theorie über ein bestimmtes Phänomen zu entwickeln, das Handlungsbezug haben muss und mit dem Zusammenwirken von Ursachen, Bedingungen, Kontext, Strategien und Konsequenzen erklärt werden kann. Diesbezüglich stellt sich mir die Frage, was das Phänomen sein könnte, welches ich unter meiner Fragestellung herausarbeiten kann. Könnte das z.B. eine Vision von „Bildungsrobotern“ sein, die wiederum von spezifischen Anforderungen von Kindern und an Bildung/Lernen geprägt ist?
Dahingegen versucht die (2) Dokumentarische Methode, kollektive Orientierungen auf Basis von Habitus zu rekonstruieren. Dies schien mir zunächst genau das zu sein, was ich erforschen möchte. Dierkes et al. definieren Leitbilder als „Vorstellungen über gegebene oder herstellbare technische Möglichkeiten […], die sich zu vorausdeutenden Technikentwürfen verdichten und als wahrnehmungs-, denk-, entscheidungs- und handlungsleitender Orientierungsrahmen für individuelle und kollektive Akteure in technikgenetischen Prozessnetzwerken wirken“ (1992, S. 10, Hervorhebung durch Autorin). Allerdings werden bei der Dokumentarischen Methode oftmals biographische und Sozialisationsaspekte als wichtige Elemente für die Analyse genannt. Mich interessiert aber nicht bzw. nur am Rande der Weg von Robotiker*innen zu ihrem jetzigen Tätigkeitsfeld. Vielmehr bin ich an dem (Annahmen / Orientierungen / Leitbilder) interessiert, was für Roboter*innen handlungsleitend beim Gestalten und Programmieren der Hard- und Software von sozialen Robotern ist, also von wem (Zielgruppe: Kinder) und was (Anwendungs-/Nutzungskontext: Bildung) sie ausgehen, wenn sie Technik entwickeln.
An die Wahl der Auswertungsmethode ist natürlich auch die Erhebungsmethode gekoppelt. Diesbezüglich stellt sich mir die Frage, wie ich an die – um mit der Dokumentarischen Methode zu sprechen – atheoretischen, impliziten, Konjunktiven Wissensbestände von Roboter*innen herankomme und ob ich diese überhaupt meine, wenn ich an den den Technikentwicklungsprozess leitenden Vorstellungen interessiert bin. Diese basieren nämlich – so die These – weniger auf Erfahrungen, sondern vielmehr auf Visionen, die ja eher Narrative als Narrationen sind?! Wie komme ich also mit von Grounded Theory und Dokumentarische Methode gleichermaßen geforderten narrativen Erhebungsmethoden an meinen Forschungsgegenstand heran?
Das (3) Technology Assessment scheint wiederum wenig (eigene) fundierte wissenschaftliche Methoden zu haben, sondern nähert sich ihren Forschungsgegenständen aus meiner Sicht eher pragmatisch mit dem Ziel „einer Erforschung der sozialen Prozesse, die indirekt über die Leitbildentwicklung zur Technikgestaltung beitragen, unter der Analyse der ‚Stellschrauben‘ für Eingriffe in diese Prozesse“ (Grunwald, 2010, S. 102).
Über Anregungen, Fragen und Antworten freue ich mich!
Beste Grüße,
Scarlet
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Liebe(r) Scarlet,
mit einer Antwort komme ich etwas in die missliche Lage, für den von mir vorgeschlagenen Ansatz der Metaphernanalyse Werbung zu machen, denn die Metaphernanalyse zielt genau auf die von Ihnen fokussierten „ (impliziten) Annahmen / (kollektiven) Orientierungen / Leitbilder„. Ich will aus diesem Grund jetzt _keinen_ Link posten, sondern würde etwas anderes anbieten: Haben Sie einen Text aus Ihrem Material (kein Interview, das ist in einem offenen Forum heikel, sondern offen zugängliche Texte wie Prospekte etc.), max. zehn Zeilen, damit ich da mitdenken kann, ob die Metaphernanalyse etwas für Sie ist?
Mit freundlichem Gruß:
rudolf schmitt
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Lieber Rudolf Schmitt,
vielen Dank für ihre schnelle und – wie sich herausstellt – sehr hilfreiche Rückmeldung!
Ich habe mich in der Zwischenzeit in Ihre Metaphernanalyse (Schmitt, Schröder & Praller, 2018), aber auch die sog. Leitbildanalyse nach Kuckartz (1996) und de Haan (2001) eingelesen.
Mir scheint, als suche Ihr Ansatz nicht so sehr nach Metaphern, sondern ginge von Metaphern aus, die in einem bestimmten Kontext benutzt werden und die es – über den übertragenden Sinn der Metapher hinaus – zu erklären gilt, ähnlich wie die mir bekannte explizierende qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2015).
Da ich nicht nur an den in der Sozialrobotik genutzten Metaphern für die Roboter wie „Robot Teacher“ interessiert bin (im Übrigen bin ich nicht sicher, inwiefern dieser Begriff metaphorisch, sondern tatsächlich wortwörtlich gemeint ist, wenn man einen Blick darauf wirft, wie Roboter als Lehrende programmiert werden und damit Kinder in eine passive Rolle drängen), sondern auch an Vorstellungen, die in diesem Zusammenhang über Kinder als Lernende, über das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden, über Lernsituationen etc., scheint mir die Leitbildanalyse in meinem Fall geeignet(er), denn:
- sie unterscheidet zwischen Wunsch- und Machbarkeitsprojektionen, die im Kontext der Technikentwicklung – in meinem Fall die Gestaltung von sozialen Robotern für den Bildungskontext – relevant sind
- sie stützt sich – neben interpersonellem Vertrauen (als ein auf die Zukunft gerichtetes Konzept zur Komplexitätsreduktion, vgl. Luhmann, 1973) und Emotionen (als motivierenden und die Aufmerksamkeit lenkenden Faktor) – auf Metaphern (de Haan, 2001, S. 84)
- sie auf versucht, sog. Perspektivische Desynchronisation, d.h. „explizit ausgeschlossene Orientierungen“ zu analysieren (de Haan, 2001, S. 86). Dies könnte angesichts der – so meine Hypothese – auseinander driftenden Leitbilder von Pädagogik und Sozialrobotik, aber auch im interdisziplinären Feld der Sozialrobotik selbst von Interesse sein
Mit scheint aber, als könne man beide Methoden wunderbar kombinieren, nämlich dann, wenn man bei der Leitbildanalyse auf eine Metapher trifft, die detailliert analysiert werden möchte. Daher füge ich – auf Ihr Angebot zurückkommend – hier mal eine Passage herausgegriffen aus einem m.E. sehr typischen Paper aus der Sozialrobotik ein. Es geht hier um die Metapher der „Robot Learning Companion“ (RLC):
<div class=“page“ title=“Page 5″>
<div class=“section“>
<div class=“layoutArea“>
<div class=“column“><span style=“font-size: 100%;“>„Learning companions afford new intelligence and a private tutoring system that provides individual instruction to assist children in achieving effective and meaningful learning and improving learning motivation (Chan, 1991; Hietala & Niemirepo, 1998). Learning companions are like collaborative partners for students during learning activities since they can provide instant feedback; for example, they give the children answers immediately when the children ask questions (Choua, Chanb, & Linc, 2003; Dillenbourg & Self, 1995). Additionally, through learning companions, children can identify their errors while studying, giving them an opportunity to relearn the material. </span>
<span style=“font-size: 100%;“>Recently, a number of studies have focused on the development of robot companions (Castellano, Pereira, & McOwan, 2009; Hyun, Kim, Jang, & Park, 2008; Su, Huang, Lin, Hsieh, & Chen, 2008). Robot companions were built to help children be engaged in the social life and enhance the interaction between them and the society and to perform the tasks, especially educational functions (Castellano et al., 2009; Dautenhahn et al., 2006, 2005). Thus, robot learning companions (RLCs) are essential for learning, particularly for children who are still in the early development period. Furthermore, Wei et al. (2011) reported that RLCs could simultaneously increase children’s motivation to learn and offer a more joyful perception during the learning process. A similar result was found in other studies (e.g., Chang, Lee, Wang, & Chen, 2010; Hyun et al., 2008; Wang, Young, & Jang, 2009).“ (Hsiao et al., 2012, S. 170f., Hervorhebungen ScS)</span>
</div>
</div>
</div>
</div>
Ohne ihre methodische Herangehensweise zu erläutern, haben Yumakulov, Yergens und Wolbring (2012) in einem Literature Review das Bild (sie benutzen hier das Wort „imagery“) von Menschen mit Behinderung in der Sozialrobotik analysiert und festgestellt, dass hier vor allem medizinische Begrifflichkeiten wie z.B. „treatment“, „therapy“ und „impairment“ verwendet werden. Sie schlussfolgern, dass die Sozialrobotik ein defizitorientiertes Bild von Menschen mit Behinderungen hat, welchen durch assistive Tools – in dem Fall Roboter – geholfen werden kann, damit sie ein gutes Leben führen können. Ist das eine Metaphernanalyse?
Sind Sie mit der Leitbildanalyse vertraut, basiert ggf. sogar Ihre Methode darauf? Oder wo sehen Sie Unterschiede? Mir scheint, als sei die Leitbildanalyse einerseits eine weniger theoretisch verankerte Methode, andererseits aber auch eine der Metaphernanalyse übergeordnete, und damit meine ich gröbere, weniger detaillierte, aber für größere Textkorpora geeignete, Möglichkeit bildliche Sprache zu untersuchen. Zudem stellt sich mir die Frage, wie mit fremdsprachigen Texten umgegangen werden muss, denn in der Sozialrobotik wird meist auf Englisch publiziert.
Beste Grüße,
Scarlet
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Liebe Scarlet Siebert,
bei dem wenigen Material will ich nicht von einer Analyse sprechen, also nur ein metaphernanalytischer Vor-Kommentar im Hinblick auf den Zielbereich „learning companions“: Eine forschungsmethodisch konsequente Metaphernanalyse würde zunächst an einem solchen Text von 6-8 Seiten mindestens einen halben Tag lang
a) alle Metaphern – verstanden als Metaphern im Sinn von Lakoff und Johnson, und nicht des umgangssprachlichen Metaphernverständnisses – herausarbeiten und dann
b) in einem zweiten Schritt versuchen, abduktiv zu clustern, welche metaphorischen Redewendungen gemeinsame metpahorische Konzepte ergeben (Konzept definiert als in sich stimmigen bildlichen Quellbereich, der auf einen klar umrissenen Zielbereich projiziert wird). Lakoff und Johnson interessieren sich nur begrenzt für Metaphern, ihr Fokus sind metaphorische Konzepte.
Jetzt aber zum Material:
„Learning companions afford new intelligence and a private tutoring system that provides individual instruction to assist children in achieving effective and meaningful learning and improving learning motivation“
afford: (an-)bieten, gewähren, leisten; provides: versorgen, assist: unterstützen. Gleichzeitig wird hier „learning companions“ personalisiert als ein Wesen, das anderen etwas anbieten kann, sie versorgen und unterstützen kann – in Zusammenhang mit diesen Verben ist es also die Personifikation, die einem Elternteil gleichkommt. „Companions“ ist dann noch einmal eine andere Personifikation, aber auch hier mit einer mehrfachen Rollenasymmetrie: to help children: Sie helfen einerseits; andererseits „were built to perform tasks“: sie sind bloß hergestellt, um Aufgaben zu übernehmen (mögliche Rollen: Sklave/in, Knecht/Magd, Arbeitnehmer_in). „reported that RLCs could simultaneously increase children’s motivation to lear“: ‚could increase‘: wieder eine Wirkungszuschreibung, die aber dieses Mal nicht nur menschlicher Wirkung entspricht, sondern auch eine Werkzeug-Konnotation sein könnte. „offer a more …“ Hier bietet das Gerät wieder etwas an.Kurzer Eindruck, der aber wirklich nicht mehr als Kaffeesatzlesen ist: Die Personifikationen schillern zwischen verantwortlichem Elternteil und untergeordnerter Dienstmagd, sind seltsam geschlechtslos – eine Projektionsfläche eines universal-hilfreichen Menschens ohne klar bestimmbare Züge. ABER: Das ist ein Einfall nach wenigen Zeilen!; und die von Ihnen erwähnte „teacher“-Funktion ist hier noch gar nicht enthalten. das müsste wirklich in zehn-fünfzehn ausgebauten metaphorischen Konzepten und deren Vergleich erhärtet werden.
Zu Ihren theoretischen Fragen:
a) Verhältnis von Metaphernanalyse und Leitbild:
Da muss ich passen. Ich habe vor langer Zeit mal einen Sammelband rezensiert, in dem versucht wurde, beides zusammen zu denken, was auch nach Meinung der Herausgeber_innen damals noch nicht gelungen ist: http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/43/89 Ob es da etwas neues gibt, weiß ich nicht; das Thema „Leitbild“ war eher in der betriebswirtschaftlichen Forschung präsent, und das überblicke ich wirklich nicht.b) Vergleich mit der explizizierenden Inhaltsanalyse:
Mit der explizierenden Inhaltsanalyse hat die Metaphernanalyse wirklich nichts zu tun – bzw. die explizierende Inhaltsanalyse Mayrings ist ein Raum, in dem verstehendes, abduktives Rekonstruieren von Sinn einen Platz hat – Ihre Vermutung würde somit neben der Metaphernanalyse auf alle anderen qualitativen Verfahren zutreffen, die der Rekonstruktion von sozialem Sinn sich widmen. Aber mir erscheint das etwas zu konstruiert.c) Methoden kombinieren
Die Metapher wird Eva Jaeggi zugeschrieben: Mann kann nicht gut Vorspeise (Suppe), Hauptspeise und Nachtisch (Eis) kombinieren, wenn man sie in einen Mixer gibt. Aus den vermeintlichen Vorteilen wird schnell etwas nicht mehr nachvollziehbares. Jede Methode hat ja ihren nicht nur durch theoretische Annahmen, sondern durch Interpretationserfahrungen nahegelegten Ablauf, in dem Sicherungselemente, klärende Schritte etc. ihre Rolle haben. Uwe Flick hat ja einiges an strukturierenden Überlegungen formuliert, wie eine Triangulation organisierte sein sollte: https://www.amazon.de/Triangulation-Einf%C3%BChrung-Qualitative-Sozialforschung-German/dp/3531181254/
Ich habe eine diffuse Vermutung, wie die Metaphernanalyse in der von uns vorgeschlagenen Variante und die Leitbildanalyse (die ich nicht kenne) kombiniert werden könnten: Die zwei ersten von Ihnen genannten Gründe für die Leitbildanalyse (Trennung von Wunsch und Machbarkeit, Eingehen auf Rolle von Vertrauen und Emotion) lassen sich im dritten Teil einer Metaphernanalyse gut nutzen, und zwar als Heuristik, mit der die metaphorischen Konzepte dann analysiert und interpretiert werden. Das Verfahren der Metaphernanalyse ist in der Heuristik auf jeden Fall für diese Anregungen offen.
Der dritte von Ihnen genannte Grund für die Leitbildanalyse, die Analyse von ausgeschlossenen Denkformen, ist in der Metaphernanlayse an einem anderen Punkt des Ablaufs situiert, kommt aber in der Heuristik wieder: Vor der eigentlichen Metaphernanalyse wird ein Lexikon prinzipiell vorhandener Metaphern für den Untersuchungsbereich erstellt, das als Vergleichshorizont dient und später dann auf fehlende Metaphern hinweisen kann. (In dieser frühen Phase der Metaphernanalyse ist auch eine Eigenanalyse der Forschenden im Hinblick auf die präferierten eigenen Metaphern der Forschenden vorgesehen, um deren Stärken und Schwächen zu reflektieren – vergleichbare Eigenanalysen fehlen mir in anderen Vorgehensweisen, wenn ich von der reflexiven Grounded Theory nach Breuer mal absehe.)d) Englisch
Sie haben oben gesehen, dass es prinzipiell kein Problem ist, eine andere Sprache zu analysieren, bzw. es ist nur in dem Maße der Nichtkenntnis der anderen Sprache ein Problem. Die zentralen Publikationen von Lakoff und Johnson sind alle auf Englisch erschienen, und insbesondere das erste Buch „metaphors we live by“ ist gut zu lesen – bitte lesen Sie das, bevor Sie meine Publikationen lesen!!Soweit. Gibt das einen Eindruck?
Mit freundlichem Gruß:
rudolf schmitt